
Um es gleich vorweg zu sagen: Ich finde, Statistiken können sehr hilfreich sein - wenn die richtigen Dinge untersucht werden.
Bei der jährlich veröffentlichten Hundebiss- Statistik habe ich da so meine Zweifel.
Was wird denn da genau untersucht?
Die Hundebiss-Statistik stellt dar, wieviele Hundebisse gemeldet wurden.
Es wird aufgeführt, ob Menschen oder Hunde gebissen wurden.
Beim Menschen wird aufgeführt, ob sie schwer oder leicht verletzt wurden oder ob der Hund ein "gefahrdrohendes Anspringen" von Menschen gezeigt hat.
Die Statistik stellt die Verteilung der Vorfälle auf die verschiedenen Hunderassen dar.
Dieser Beitrag dient nicht dazu, Hundebeißvorfälle zu verharmlosen. Ich bin mir sogar sicher, dass es die Dunkelziffer der leichten Verletzungen deutlich höher ist. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass die Hundebiss-Statistik kein geeigneter Beitrag zur Lösung des Problems ist.
Warum? Den größten Widerspruch habe ich damit, dass die Hunderasse als einzige Variable auf der Seite des Hundes untersucht wird. Ja, der Biss eines großen Hundes ist deutlich gefährlicher als der eines Chihuahuas. Aber beißt der der Hund, weil er einer bestimmten Rasse angehört? Oder ist es nicht tatsächlich so, dass viele verschiedene Faktoren bei einem solchen Vorfall eine (wichtigere) Rolle spielen? Heute wissen wir, dass ein Großteil der Hunde, die problematisches Aggressionsverhalten zeigen, Schmerzen haben. Auch ängstliche Hunde beißen eher als Hunde, die selbstsicher und ausgeglichen sind. Einige Studien weisen darauf hin, dass aversive (auf unangenehmen Reizen beruhende) Erziehungsmethoden eher zu Aggressionsverhalten bzw. Ängsten führen können. Wie verhält es sich mit der Geschlechterverteilung? Kastriert oder nicht kastriert? Waren die Hunde angeleint oder freilaufend? Wurden Familienmitglieder oder Fremde gebissen? In welcher Situation? Hat der Hund vorher gedroht, oder versucht, sich zu entfernen? Das sind für mich die eigentlich interessanten Fragen bei Beißvorfällen.
Mir ist klar, dass manches nicht ganz so leicht zu beantworten ist, aber wenn man das Problem wirklich lösen will, dann muss man sich die Mühe machen.
Ihre Ellen Sandhas
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